On my way: 2015

Unruhig und Fern

Dienstag, Oktober 06, 2015

Viel zu früh aufwachen,

Obwohl man noch schlafen könnte.

Aber die Unruhe im Inneren verhindert's

Am Bus stehend,

Auf der Lippe kauen.

Nicht beachten,

Wie die Sonne auf die Haut strahlt.

Keine Achtung für das Jetzt und Hier,

Alles dreht sich um etwas unbekanntes Fernes.

Ich laufe durch die Straßen der Innenstadt. Es ist Nachts. Und doch überhaupt nicht dunkel. Überall sind Lichtquellen, ob es die Leuchtreklame vom Kiosk ist, die Scheinwerfer von den viel zu schnellen Autos oder die angezündete Kippe von den Menschen um mich herum. Tagsüber war das Wetter extrem warm, nun ist es etwas abgekühlt. Alle tragen noch Sommerkleidung, haben sich lediglich eine dünne Jacke drüber gezogen. Es ist laut. Obwohl ich mit Kopfhörern Musik höre, nehme ich die Geräusche meiner Umgebung war. Natürlich könnte ich meine Musik lauter stellen, doch das will ich gar nicht. Diese Mischung aus beiden ist perfekt. Während ich die Straße entlang gehe, höre ich viele vereinzelte Bruchstücke aus Gesprächen. Ich schaue mir die Menschen im Vorbeigehen an und stelle fest, dass die meisten ziemlich gut gelaunt sind. In der einen Hand die Kippe, in der anderen Hand ein Bier. Dabei reden sie mit ihrem Freunden über Dinge wie die Uni, letzte Festivals oder Leute, die sie gerade erst kennengelernt haben. Ich gehe viel schneller als die anderen auf dem Bürgersteig entlang. Alles fliegt an mir vorbei. Wenn ich meine Augen auf etwas fokussiere, ist es klar und deutlich. Doch wenn meine Blicke herumschweifen, ist alles leicht verschwommen. Ich fühle mich, als sei ich kein Teil von diesem Augenblick. Und irgendwie bin ich es doch. Ich genieße es. Ein Gefühl in mir lässt mich lächeln. All diese Menschen, die sich die ganze Woche auf Freitagabend gefreut haben, sind nun hier versammelt und planen was mit ihren Freunden. Sie genießen es, sind gut drauf. Und das macht mich irgendwie glücklich. Manchmal liegt das Glück in den einfachen Dingen. Es ist schön zu sehen, wie alle die gleiche Mission hatten, einfach raus zugehen und einen guten Abend zu haben, ohne aufgetakeltes Outfit, ohne viel zu teure Club- Preise.

Der kleine Park mitten in der Stadt ist sogar noch voller. An einigen Stellen muss ich mich durchquetschen. Sobald mich die Leute sehen, lächle ich. Und sie lächeln zurück. Niemand hat Lust auf Stress. Es ist faszinierend, wie alle Leute hier am Straßenrand stehen und gar kein Ziel vor Augen haben. Es ist nicht wichtig, wo sie als Nächstes hingehen. Sie genießen den Moment- so viele Menschen mit der gleichen Intention.

Zwischen all den Lichtern, Leuten und dem Lärm fühle ich mich lebendig. Nachts ist man anders drauf als tagsüber. In diesem Moment fühlt es sich an, als gäbe es keinen ätzenden Alltag.

Lebendig, ohne Ziel, im Augenblick.